03.06.2016
Blausteiner Friedensmesse
In Blaustein haben die Proben für ein außergewöhnliches Chorprojekt begonnen. Die Friedensmesse von Elke Landenberger hat im November Premiere.
Seit Jahren schreibt Elke Landenberger Lieder für die Kinder, mit denen sie arbeitet. Zwei Kindermusicals und viele Kinderlieder stehen bereits in ihrem Werkverzeichnis. Jetzt hat die in Lonsee lebende, in Blaustein tätige Multi-Chorleiterin, den Spuren vieler Komponisten folgend, den klassischen lateinischen Messetext vertont, mit Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei – ihr erstes „ernstes Werk“, wie sie sagt. Zur Friedensmesse wird es maßgeblich, indem ein traditionelles, fälschlicherweise Franz von Assisi zugeschriebenes Gebet, hinzugefügt wurde: „Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“.
Das Projekt ist in jeglicher Hinsicht ein Kraftakt, künstlerisch wie organisatorisch. Denn beteiligt sind nicht allein Landenbergers Blausteiner Chöre, die Evangelische Kantorei, die Junge Kantorei, das Blausteiner Vokalensemble und der Projektchor Blaustein. Hinzu kommt noch Verstärkung durch den Kirchenchor Bermaringen und den Evangelischen Singkreis Söflingen, dessen Chorleiterin Christiane Dech auch den dann 130-köpfigen Klangkörper dirigieren wird. Elke Landenberger sieht in dieser Aufgabenteilung einen Vorteil: „Sie bringt die nötige Distanz mit gegenüber meiner Musik.“ Instrumentell begleitet wird das Projekt vom Ulmer Streicherensemble Camerata und von der Flötistin Annette Pfister, die musikalischen Kontraste dazu setzt eine vierhändig bediente Marimba. Vorerst wird getrennt geprobt. Wesentlich aber bleibe der Text. „Meine Musik soll den Inhalt ausdrücken helfen“, weist die Komponistin ihrer Partitur eine dienende Rolle zu. Anspruchsvoll sei sie vor allem rhythmisch, hingegen weniger kompliziert im Tonalen: „Sie ist maßgeschneidert auf die Bedingungen.“
Neben Kondition und Beharrlichkeit muss Landenberger einmal mehr ihr pädagogisches Geschick einbringen. Gegensätzliche Positionen auszugleichen und dabei Leistung einfordern, möglichst ohne Frust und Enttäuschung zu erzeugen, zählt sie mit zu ihrem Selbstverständnis. Dass die Musikerin sich darin versteht, zeigt sich in ihrer Alltagsarbeit. Nachwuchsmangel? Schleichende Überalterung? Alles kein Thema in ihren diversen Blausteiner Chören. Der Kinder- und Jugendchor „Blaumeisen“ hat sogar einen weiteren Ableger gebildet, den dritten. Und hat sie mal wieder eine Idee für ein Großprojekt wie das jetzt anstehende, muss sie nicht bangen, dass sie am Ende ohne Mitstreiter da steht. Jetzt, kurz nach Probenbeginn, ist sie natürlich selbst gespannt, wie alles wird. Die ersten Hörproben hat sie schon hinter sich, die ersten internen Kritiken eingesteckt. Wichtiges Korrektiv seien ihr die Familie und ihr musikalischer Freundeskreis: „Die holen mich wieder runter, wenn ich abzuheben drohe“, verrät Landenberger. Ihre Kompositionen entstünden somit „im Dialog“. Doch zuerst einmal am Computer, in einem langen Prozess des Ausprobierens und Überarbeitens. Der Sprung vom steril klingenden Synthie-Klavier in die Umsetzung sei dann immer mit einem Überraschungsmoment verbunden. Jetzt erst zeige sich, wie viel an „Wärme“ und „Charakter“ in dem Werk steckt. Dass sie sich auch mit dem Problem der Finanzen auseinanderzusetzen hatte, kehrt Landenberger weit nach hinten. Ein mittlerer vierstelliger Betrag sei aufzubringen, will sie außer ihrer Arbeitskraft nicht auch noch eigenes Geld einbringen. Ein letzter Themenwechsel. Wie reagieren die Mitwirkenden auf einen lateinischen Text, den ja die wenigsten von ihnen verstehen dürften? Elke Landenberger sieht genau dieses als Vorteil: „Wenn der Inhalt nach hinten rückt, gewinnt das Emotionale mehr Raum.“
Die Friedensmesse wird am Samstag 12. November, von 18 Uhr an in der Kreuzkirche Blaustein, zu Gunsten der Aktion 100 000 und Ulmer helft, aufgeführt.
Am Sonntag, 13. November, 18 Uhr, in der Martinskirche Bermaringen, und am Samstag, 26. November, von 19 Uhr an in der Christuskirche Söflingen.