11.12.2022

Beglückendes Weihnachtskonzert

Auf Kufen und im Polar-Express: Die Chöre der Ulmer Spatzen und die Orchester der Jungen Bläserphilharmonie beglücken das Publikum in der zweimal ausverkauften Pauluskirche.

Bilderbuchwetter, Schnee, eine eiskalte Winterlandschaft – und dann dieses feierlich anrührende Großaufgebot in der Pauluskirche: die singenden Ulmer Spatzen und die Junge Bläserphilharmonie Ulm (JBU). Ein zartes Poulenc-„Ave Maria“ und ein kraftvoll dampfender „Polar-Express“. Und am Ende das musikalisch beglückendste Gruppenbild des Jahres: für den „Abendsegen“ aus Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“.
Das waren dann am Sonntag nicht nur die berühmten „vierzehn Engelein“, sondern gut 250 Akteure vor dem Altar, jedenfalls unzählbar viele. Schließlich ein „O du fröhliche“, mitgesungen von den begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern. Mehr Weihnachten geht eigentlich nicht – aber das war jetzt natürlich erst der 3. Advent. Doch nach zwei Jahren Corona-Pause und einer sehr schwierigen Zeit für Chöre und Orchester, nach ziemlicher Probenmühsal nicht zuletzt in Lockdown-Monaten, war das traditionelle Weihnachtskonzert des Ulmer Spatzen Chors und der JBU zugunsten der Aktion 100 000 und Ulmer helft endlich wieder ein Stimmungsaufheller, eine emotionale Familienfeier der lokalen Vorzeigeensembles – unter großer Anteilnahme städtischer Prominenz.

„Singet all‘ zur Weihnacht“

Und zwar in zwei Konzerten hintereinander. Um 14 Uhr war der Vorchor der „Spatzen“ dabei, die putzig-rührende Schar der Kleinsten, die verkündete: „Auf dem Berge, da geht der Wind“. Und um 17 Uhr trat der von Barbara Comes geleitete Kammerchor Les Passerelles auf, unter anderem mit dem klangreich, empfindsam vorgetragenen „In The Bleak Midwinter“ von Gustav Holst.
Von der Altarempore eröffnete traditionell ein Blechbläserensemble der JBU das Programm, mit einem fanfarenartigen Satz des Renaissancemeisters Tylman Susato. Dann kamen die Ulmer Spatzen unter der Leitung von Hans de Gilde und am Klavier/an der Orgel begleitet von Barbara Comes auf die Bühne, der Kinderchor zunächst: „Singet all‘ zur Weihnacht“. Und er vereinigte sich, unter Flötenspiel (Christiane Herr), mit dem Jugendchor für den herrlichen Bach-Satz „Brich an, du schönes Morgenlicht“.
Der Jugendchor bot nicht nur Bob Chilcotts „Winter“ mit einer Choreografie. Und Hans de Gilde, der Holländer, hatte dafür auch seine Kufen mitgebracht, auf denen er das Schlittschuhlaufen gelernt hatte. Erinnerungen, wehmütige – es war sein letztes Weihnachtskonzert nach einem Vierteljahrhundert. Wunderschön, emotional: „Süßer die Glocken nie klingen“ in einem effektvollen Satz Colin Mawbys.
„Christmas“ als „Dream“, als Serenade, als Medley: Die JBU unter Josef Christ war in diversen Stücken absolut weihnachtlich gestimmt. Das Nachwuchsorchester zeigte seine Qualitäten, und das Große Orchester trumpfte auf mit Werken aus Japan – dort lieben sie sinfonische Blasmusik außerordentlich. „Renaissance Dances“ von Yosuka Fukuda und sehr elegisch, mit schöner Klangbalance „Star Ship“ von Yukiko Nishimura. Und es startete furios der „Polar-Express“, die Suite des Filmmusikhits (arrangiert von Jerry Brubaker).
Dann die klassischen Zugaben. Standing Ovations.  Riesenjubel.

Ein letztes „O du fröhliche“

Hans de Gilde, der Leiter der Ulmer Spatzen, geht Ende März 2023 in Rente – es war sein letztes Weihnachtskonzert in der Pauluskirche. Ein letztes Mal übernahm er den Dirigentenstab für das finale „O du fröhliche“. Sein Abschiedskonzert findet am 26. März im Congress Centrum statt.