22.12.2022
Wellness für Ohren, Herz und Seele
Die „Christmas Night“ mit Joo Kraus & Freunden überrascht 700 gebannte Fans.
Ein Fixstern am vorweihnachtlichen Ulmer Programmhimmel und Publikumsmagnet, das ist die „Christmas Night“ mit Star-Trompeter Joo Kraus, seinem Namensvetter Dieter Kraus (Saxophon) und Andreas Gräsle (Orgel). Die Menage à trois, die in keine Schublade passt, ist ein Garant für musikalischen Hochgenuss zugunsten der Aktion 100 000 und Ulmer helft.
Alle Jahre wieder? Und doch stets anders. Diesmal wurde der Weihnachtszauber zwischen Kerzenglanz am Tannenbaum und dutzenden Teelichtern im Altarraum in der vollen Pauluskirche durch Jazz-Sängerin Lea Knudsen, einer auf Grönland geborenen Dänin und Wahl-Ulmerin, als Überraschungsgast veredelt.
Klangreise im dunklen Raum
Wo „die Welt aus den Fugen geraten ist durch Krisen und den Krieg in der Ukraine“, so Aktionsleiter Karl Bacherle, bietet die einzigartige Performance im Endspurt auf Weihnachten „Einstimmung auf Frieden, Freude und Solidarität untereinander“. Mit Gabriel Faurés „Scherzando de Concert“ und „Prayer“ von Joo Kraus starteten die drei hiesigen Vorzeigemusiker, deren Renommee teils über Deutschland hinausgeht, auf der Orgel-Empore ihre Klangreise. Im dunklen Raum ließen Farb- und Beleuchtungsspiele das Kruzifix-Wandbild, den Bilder-Kanon der Altarwand und die Musik in eigenen Bearbeitungen, darunter Borodins „Polowetzer Tänze“, im neuen Licht erscheinen: Wellness für Ohren, Herz und Seele.
Virtuose Tonkaskaden
Gut inszeniert und soundtechnisch ausgeklügelt wurde die Kirche zum Resonanzraum. Mit bewundernswert langem Atem ergänzten sich zwischen Schmettern und sahnigem Balladenton die Bläser, die oft von oben nach unten wanderten, mit Andreas Gräsle, Bezirkskantor und Musikhochschul-Dozent aus Ditzingen. In gedeckten Registerfarben legte er auf der spätromantisch disponierten Link-Orgel den Begleitteppich aus Harmonien und Rhythmus. Melodiebögen verflochten sich, verwehten oder verästelten sich in Soli. Gabriel Piernés Scherzo trumpfte mit virtuosen Tonkaskaden und Läufen, kecken Sprüngen und Kapriolen im Wettstreit auf.
Beifallssturm und schwedische Zugabe
Glanzlichter in der meditativen Aura setzte dazwischen Lea Knudsen, auch mal von Kraus oder Gräsle am Bösendorfer-Flügel begleitet. Ihre einschmeichelnde Stimme verkündete die Frohe Botschaft „A Child is Born“ (Thad Jones), besang mit zartem, wohldosiertem Jazz-Vibrato „Peace“ und in Michael Jacksons „Earth Song“ die Probleme unserer geschundenen Erde. Nach dem Beifallssturm entließ die Zugabe auf Schwedisch „Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“ das Publikum.