Das Wohnzimmer ist nicht fertig geschmückt, das Essen noch nicht gekocht, und dann soll auch noch das Christkind unbeobachtet die Geschenke bringen. Für viele Eltern heißt es am 24. Dezember Jahr für Jahr, kreativ sein. „Man muss die Kinder eine Weile außer Haus bringen, damit das Christkind kommen kann“, sagt Tanja Köpf von der Ausflugsgaststätte Lindenau und lacht. Das Gasthaus bietet Eltern seit langem die ideale Ausrede für einen Ausflug an Heiligabend: den offenen Schafstall.
Seit mehr als 15 Jahren wird der Schafstall an der Gaststätte nordöstlich von Langenau an Heiligabend hergerichtet, sodass die Besucherinnen und Besucher hineinlaufen und sich die Tiere ansehen können. Zweimal fiel die Aktion wegen Corona aus, doch in diesem Jahr hat das Gaststätten-Team wieder einen Stand aufgebaut, es gab Glühwein und Punsch, dazu Apfelbrot und Schmalzbrote.

1200 Euro für Kinder

Bei den milden Temperaturen seien viele Besucherinnen und Besucher gekommen, sagt Köpf. Der Posaunenchor Asselfingen/Niederstotzingen spielte eine Stunde lang. Die Einnahmen von knapp 1000 Euro spendet das Gasthaus-Team über die Aktion 100 000 an den Guten Hirten, das Zentrum für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe in Ulm. Außerdem hätten die Mitarbeitenden ihr Trinkgeld gespendet, sagt Köpf. Die Gesamtspende habe man auf 1200 Euro aufgerundet.
In der Region gab es in der Weihnachtszeit 2022 etliche weitere große und kleine Spendenaktionen, um Menschen oder Organisationen zu unterstützen. In Erbach und Weißenhorn wurden zum Beispiel wieder Wunschbäume aufgestellt, um Kindern und Erwachsenen aus ärmeren Verhältnissen Weihnachtswünsche zu erfüllen.

Bedarf ist stark gestiegen

Der Bedarf für derartige Unterstützungsangebote ist am Ende des Krisenjahres 2022 groß. So berichtete der Langenauer Bürgermeister Daniel Salemi kürzlich, dass die Mitarbeitenden im dortigen Bürgerbüro merken, „dass es mehr mündliche Anfragen nach der Möglichkeit eines Mietzuschusses gibt“. Zudem stieg die Zahl der Anträge auf eine Kundenkarte für den örtlichen Tafelladen deutlich an, von 48 im Jahr 2021 auf mindestens 180 im Jahr 2022. Viele der neuen Tafelkundinnen und Tafelkunden in der Region Ulm/Neu-Ulm stammen aus der Ukraine.

Weniger Lebensmittel gespendet

Die Zahl der Kundinnen und Kunden in den Tafelläden der Region ist im vergangenen Jahr stark gestiegen – teils um mehr als 30 Prozent. Zugleich erhalten viele Tafeln weniger Lebensmittel-Spenden als früher und müssen deshalb rationieren.