28.06.2016

Route 66 - Renate Unsöld auf der Harley durch die USA - 500 Euro für die Aktion

Als Rentner kann man versauern. Als Rentner kann man sich aber auch seinen Lebenstraum erfüllen. Renate Unsöld, 66jährige ex-Schulleiterin, tat letzteres und durchquerte die USA von Ost nach West auf der legendären Route 66, auf dem Rücken einer fetzigen Harley Davidson.

Beate Storz

Träumen sind Schäume. Sagt man. Viele Menschen reden von ihren Träumen, aber verwirklichen sie nie. Bei Renate Unsöld ist das anders: Sie kam, sah und fuhr. Und zwar die legendäre Route 66 mit einer fetten Harley. Das war ihr Traum. Und nun, mit 66 Jahren, hat sie ihn sich verwirklicht. Denn mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Sagt Udo Jürgens.

Renate Unsöld ist ehemalige Rektorin der Alois-Bahmann-Förderschule. Schon bei ihrer Verabschiedung vor zwei Jahren berichtete sie von diesem Lebenstraum. Nun mietete sie eine Harley-Davidson Softail Heritage, eine Wahnsinnsmaschine! Sie buchte die Reise bei einem Reiseführer, den man in den USA „Guide“ nennt, und fuhr mit einer kleinen Gruppe knapp 5000 Kilometer von Chicago an die Westküste. Täglich saß sie sechs Stunden auf dem Sattel und fuhr 400 Kilometer weit. Einige Mitglieder ihrer Reisegruppe waren Weichlinge. Sie haben die Tour nicht durchgehalten und vorzeitig abgebrochen. Nicht aber Renate Unsöld: „Ich wollte unbedingt zu Ende fahren, auch wenn es manchmal hart war.“ Als Rektorin konnte sie die legendäre Route 66 nicht fahren, weil dies nur im Frühling oder im Herbst möglich ist, aber nicht in den Sommerferien. Zuhause fährt sie eine Aprilia Classic 125, etwas Kleines und Leichtes, süße 15 PS stark. Das ist natürlich mit einem erwachsenen Motorrad wie der Harley, einem 76-PS-Boliden, in keinster Form vergleichbar. Die Route 66 war bisher ihre längste Motorradtour. Den Motorradführerschein hat sie erst 1997 gemacht, aber so richtig auf den Geschmack gekommen ist Renate Unsöld erst mit der Harley und in den USA.

Wer meint, ihre Tour sei ein gemütliches Cruisen gewesen, irrt. Der Guide hat die Tagestour vorgegeben und genau festgelegt, wo gerastet wurde. Einfach spontan anhalten, wo es ihr gefiel, das ging nicht. „Alleine hätte ich mir die Tour aber nicht zugetraut, deshalb dieser Kompromiss. Der Guide war immer da und wusste wo wir tanken konnten. Alleine ist das zu gefährlich. Denn man fährt tatsächlich hunderte von Meilen durch Niemandsland und Wüsten.“ Die komplette Route 66 konnte sie leider nicht abfahren. Der Asphalt ist zum Teil so kaputt, dass einige Etappen nicht befahrbar sind. „Ich kam auf rund 85 Prozent Route 66, mehr ist nicht möglich.“ Zwischendurch mussten sie auf die „Interstate“ ausweichen. Das ist die amerikanische Autobahn, bestens asphaltiert, vierspurig pro Richtung. „Das war purer Stress! Da darf man auch auf der rechten Seite überholen und die Monstertrucks waren Furcht einflößend.“ Sie war schon oft in Amerika, aber eben nicht auf dem Sattel einer Harley. Sehenswürdigkeiten könnte sie nicht so sehr bestaunen, aber die Landschaft hat sie doch beeindruckt. Sie ist von Chicago nach Los Angeles gefahren, durch acht US-Bundesstaaten: Illinois, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien. Sie hat Windhosen erlebt, Platzregen und extreme Hitze. Sie ist auch durch glühend heiße Wüsten gefahren, wo die Hitze die Haut trotz Kleidung verbrannte. Aber damit muss man leben, wenn man unbedingt die Route 66 bezwingen möchte.

Motorradfahren für einen guten Zweck: Renate Unsöld spendet für die Aktion 100 000 der SÜDWEST PRESSE. Für jeden gefahrenen Kilometer gibt sie 10 Cent und rundet auch noch auf 500 Euro auf. Gesund und munter wieder in Senden-Aufheim angekommen, überreichte sie 500 Euro der Aktion 100 000. Sie möchte, dass das Geld einer inklusiven Einrichtung zu Gute kommt. Denn während ihres Berufslebens betrieb sie Inklusion bereits, bevor dies überhaupt ein Thema war. Und heute, im Ruhestand, ist es immer noch ein Thema für sie: „Unsere Schule hat auch schon Spenden von der Aktion 100.000 bekommen, also spende ich auch mal für die Aktion 100.000.“

Foto: Privat