04.12.2023
Selbst die Bettflasche trägt zum Benefiz bei
Die Rückkehr nach der Pandemie ins Kornhaus wird für die große Auktion zum beeindruckenden Erfolg. An zwei Abenden kommen grandiose 91 070 Euro für Notleidende in der Region zusammen.
Wenn der Banker aus Nersingen zum Model für Lederjacken wird und sich unter tosendem Applaus charmant dreht, wenn Auktionatorin Susanne Rothfuß-Wamsler den Herrn mit Glatze frech fragt „Wozu Sie an Föhn brauchat, des weiß i ned, aber vielleicht isch er ja zum Verschenka“, dann ist Benefiz-Versteigerungszeit. Am 1. und 2. Dezember kehrte die beliebte Veranstaltung nach drei Jahren Pandemie-Pause vom Online-Platz ins reale Kornhaus heim. Und das mit großem Erfolg: sagenhafte 91 070 Euro werden für Notleidende in der Region eingespielt.
Endlich wieder Live-Show im Kornhaus
Sie sitzen da, als ob Corona nie gewesen wäre. Die Merklingerin Nicole Neher hat ihren Stammplatz in der Mitte des Saals erobert, und der langjährige Power-Ersteigerer Stefano Kling aus Neu-Ulm sitzt mit seiner Frau wieder da, wo es ihm am angenehmsten ist: vorne links. „Ich bin froh, endlich wieder die Show erleben zu können“, sagt der 58-Jährige, der sein Weihnachtsgeld regelmäßig über die Auktion der Aktion 100 000 vermacht und sogar selbst Teil der Show wird. Er ist der Mann mit dem Föhn.
Wilde Mischung an Auktionslosen
Vögelhäuser und Sonnenbrillen, ein neues Auto und das Webgerät „Louise“, Weihnachtsbier und Bettflaschen, dazu Theaterkarten für „Kleiner Mann, was nun?“: Das Benefiz-Angebot mit einer Wundertüte zu vergleichen, ist Untertreibung. Wer um Himmels willen soll das alles ersteigern? Doch Rothfuß-Wamsler weiß auch nach Mitternacht, wie sie ihre Kundschaft kriegt. Einer Dompteurin gleich bringt sie die Waren mit Hammer statt Peitsche an Frau und Mann. Geht der neue Einkaufstrolley nicht auf Anhieb weg, packt sie einen großen Sack Kartoffeln dazu – zack, weg ist der Lastesel auf Rollen. Niemand will das Mini-Münster? Zwei Flaschen Weißwein dazu, die Ware wechselt vom Podium ins Publikum.
Auch das gibt’s: Die eine strickt, der andere korrigiert Klassenarbeiten
Eine Familie lässt die Tupperschüssel mit Hackbällchen kreisen, daneben dampft es aus Pizzaschachteln. In den Reihen wird es immer enger. Unter vielen Stühlen fläzen sich Tüten mit Mandarinen und Nüssen, und es kann einem passieren, dass man einfach einen rustikalen Servierwagen vor die Nase gefahren bekommt. Das 5-Euro-Teil (Rothfuß-Wamsler: „A riesige Tischdecke drüber, und ma sieht nicht mehr, was drunter ist“) muss ja irgendwo deponiert werden. Doch der Platz reicht immer noch dafür, dass die Dame vorne ihr Strickzeug weiter bedienen kann und der Gymnasiallehrer mit Laptop auf den Knien die Deutscharbeiten der 7. Klasse weiter korrigiert: „Acht muss ich bis 24 Uhr noch schaffen“, sagt der Pädagoge im schwarzen T-Shirt.
Bloße Kurzweil wird zur Spannung, und zwar dann, wenn besonders wertvolle Lose aufgerufen werden. Der 100 Gramm schwere Goldbarren etwa und ein Fünf-Kilo-Silberbarren, den die Auktionatorin noch spontan dazu gespendet hat. Die Battle um das neue Auto im Wert von 17 890 endet bei 13 500 Euro.
Blumen für Karl Bacherle, 2024 übernimmt Chris Mertl
Der scheidende Aktionsleiter Karl Bacherle bekommt von den Auto-Spendern Klaus, Lisa und Felix Wuchenauer bei seiner letzten Auktion Blumenstrauß in der Größe eines Wagenrads. Er kündigt an, die Auktion im nächsten Jahr „von ganz hinten“ mitzuverfolgen. Vorne steht dann sein Nachfolger Chris Mertl.
Info Ende dieser Woche gibt es eine kleine Nachversteigerung hier auf der Homepage.