16.12.2023

Alleinerziehender Vater muss Schüsse und Tod verarbeiten

Er wird Zeuge eines Gewaltverbrechens, das sein Leben jäh verändert. Doch Kevin B. kämpft – in erster Linie für seine Kinder.

Amir strampelt fröhlich. Geschickt legt Kevin B. (alle Namen geändert) ihm eine frische Windel an. Liebevoll spricht er mit dem drei Monate alten Baby, das mit zufriedenen Geräuschen „antwortet“. Es ist erst seit Kurzem bei seinem Papa und seinem Schwesterchen.

Wenige Wochen nach Amirs Geburt starb seine Mutter. Sie hatte zu dem Zeitpunkt getrennt von Kevin B. und ihrer gemeinsamen kleinen Tochter gelebt. Er habe es nicht immer leicht gehabt mit seiner Partnerin, sagt Kevin B. Trotzdem trauert er um sie und betont: „Meine Kinder kommen immer an erster Stelle.“

Er selbst verbrachte seine Kindheit und Jugend mit seinem alleinerziehenden Vater und seinen Geschwistern, schloss eine Ausbildung zum Fachlageristen ab und arbeitete als Staplerfahrer.
Im November 2018 änderte sich sein Leben schlagartig: Seine Schwester wurde von ihrem gewalttätigen Ex-Mann verfolgt und suchte Schutz bei ihrem Bruder. „Er stand vor meiner Tür und drohte ihr. Ich nahm ihn nicht ernst“, erinnert sich der 45-Jährige. Er rief die Polizei, die den Mann wegbrachte.


Mann schießt Kevin B. ans Ohr, Schwester am Auge getroffen

Doch der kam wieder, diesmal mit einer Waffe. Er trat die Wohnungstür ein und schoss um sich. Die Schwester wurde schwer am Auge, Kevin B. am Ohr verletzt – und an der Psyche. Nach der Operation befand er sich in einer akuten Krise und wurde in einem psychiatrischen Krankenhaus aufgenommen. Er litt an Panikattacken, Angst- und Schlafstörungen. Nach zwölf Wochen stationärer Behandlung sah er sich nicht in der Lage, in seine Wohnung und damit an den Tatort, zurückzukehren.

Partnerin in Reha kennengelernt

Der Sozialdienst der Klinik empfahl ihm das „ambulant betreute Wohnen“. Bis dahin habe er nicht mal den Begriff gekannt. Doch seither nimmt er das Angebot der Stiftung Liebenau in Anspruch und ist begeistert: „Die Mitarbeiterinnen helfen und halfen mir sehr viel.“ Auch als seine Partnerin bei ihm wohnte. Er hatte sie in der stationären Reha für psychisch Erkrankte kennengelernt und sich in sie verliebt. Sie wurde ungeplant schwanger, vor drei Jahren kam das Töchterchen auf die Welt.
Aufgrund ihrer Erkrankung konnte sich die Mutter nicht immer um die Kleine kümmern, das meiste übernahm der Papa. Seinem Drängen, ihre Therapie weiter fortzusetzen, kam die junge Frau nicht immer nach. Das Zusammenleben „war ein Auf und Ab der Gefühle. Wenn es ihr gut ging, war sie eine tolle Frau“, sagt B. Als sich die Schwierigkeiten häuften, zog sie zu ihrer Mutter nach Norddeutschland und stellte wenig später fest, dass sie wieder schwanger war.


Mutter stirbt mit 33 Jahren, Vater übernimmt Kinder

B. besuchte sie während der Schwangerschaft mehrmals und ein letztes Mal im August nach Amirs Geburt. Im September starb sie im Alter von nur 33 Jahren. Da die Eltern des Neugeborenen nicht verheiratet waren, dauerte es, bis die Vaterschaft geklärt und Kevin B. seinen Sohn zu sich nehmen konnte.
Alle drei, Papa, Töchterchen und das Baby hätten sich schnell aneinander gewöhnt, sagt der 45-Jährige. Sein größtes Anliegen ist es, den Kleinen trotz des schwierigen Starts eine schöne Kindheit zu ermöglichen. Er arbeitet weiter daran, psychisch stabil zu werden.

Mangel an Geld für Kinderzimmer und Führerschein

Seinen Plan, sich demnächst wieder ins Berufsleben einzugliedern, muss er erst mal aufschieben, bis Amir ein Jahr alt ist und in einer Krippe betreut werden kann. Die Kinder sollen sich zu Hause geborgen fühlen. Er möchte ihnen das größte Zimmer schön einrichten. „Über einen kleinen Zuschuss dazu würde ich mich sehr freuen“, sagt er. Außerdem hat er begonnen, den Führerschein zu machen, wofür er ebenfalls finanzielle Unterstützung benötigt. Einerseits könnte er sich mit Fahrerlaubnis eher beruflich verändern und andererseits mit den Kindern öfter mal was Schönes unternehmen.

Direkte Hilfe für Kevin B.

Wer gezielt dem alleinerziehenden Vater Kevin B. unter die Arme greifen möchte, vermerkt auf seiner Überweisung unter Verwendungszweck das Stichwort „Kevin B.“.
Spendenkonto bei der Volksbank Ulm-Biberach: IBAN DE79 6309 0100 0002 3640 18,
BIC ULMVDE66XXX
Bei der Sparkasse Ulm: IBAN DE47 6305 0000 0000 1000 03, BIC SOLADES1ULM
Bei der BW-Bank: IBAN DE05 6005 0101 7439 5013 93, BIC SOLADEST600

Ein Artikel von: Barbara Hinzpeter