20.01.2024

Gänsehautgefühl bei der Scheckübergabe

Manchmal mangelt es sogar am Bett: Spendenausschüttung für Menschen in besonderen Notlagen.

Das große Aufatmen wird erst noch kommen. Jasmin K. (Name geändert) gehört zu den wenigen Menschen mit heftigem Schicksal, für die die Aktion 100 000 und Ulmer helft extra Spendenaufrufe veröffentlicht hat. Bei der Spendenausschüttung in der Caféteria der SÜDWEST PRESSE nimmt sie den Umschlag mit dem Scheck fast regungslos entgegen.
Jasmin K., die Frau, die ihren Ehemann bis zur Erschöpfung pflegt, parallel eine Ausbildung absolviert und auch noch eine fünfjährige Tochter großzieht, will den Umschlag nicht einmal öffnen. „Ich kann das noch nicht. Ich mache das später“, sagt sie entschuldigend. Es kann manchmal schwieriger sein, Geld anzunehmen, als Geld zu geben.

Am Tisch neben ihr sitzt Bernd K. (Name geändert), der junge Witwer, der mit seiner kleinen Tochter und dem Nachbarsehepaar gekommen ist. Er erklärt bereitwillig, was die Spende für ihn bedeutet. Der Scheck beruhigt ihn. „Das Geld hilft mir, das Haus so umzubauen, dass ich eine Hälfte vermieten und so meine Schulden mit abtragen kann“, sagt er. Eigentlich hatte er die gemeinsam mit seiner Frau bewältigen wollen. Aber sie ist vor wenigen Monaten nach schwerer Krankheit gestorben. „Ich bekomme richtig Gänsehaut“, sagt die Nachbarin und verspricht: „Wir werden weiterhin an der Seite von ihm und seiner kleinen Tochter sein.“ Die kleine Gemeinde im Alb-Donau-Kreis stehe komplett hinter Bernd K. – angefangen bei den Kita-Eltern bis zu anderen Bürgern. „Alle helfen, wo sie nur können.“

Aktionsleiter Karl Bacherle betont, er sei positiv überrascht davon gewesen, „wie umfangreich die Spenden für die hart vom Schicksal Getroffenen eingegangen sind“. Er appelliert an die Anwesenden, das Geld nicht nur zur Reparatur oder für rein praktische Dinge zu verwenden. „Tun Sie etwas für sich und für Ihre Kinder“, sagt er und nennt als Beispiel eine Woche Urlaub, etwa im Allgäu. „Ich hoffe, dass Sie mit den Spenden ein bisschen Luft für ganz normale Unternehmungen bekommen.“

Die müssen bei Kevin B. (Name geändert) erst einmal warten. Der zweifache, alleinerziehende Vater ist mit Bettina Pichler von der Stiftung Liebenau als „begleitende Elternschaft“ gekommen. Er möchte seinen Kindern ein „richtig schönes Kinderzimmer“ einrichten. Die ebenfalls Alleinerziehende Antonia S. (Name geändert) muss erst einmal das Allernotwendigste organisieren:
„Meine beiden Töchter schlafen auf Matratzen, die direkt auf dem Boden liegen. Sie brauchen dringend Betten.“


Zusammenhalt gewünscht

Am Ende des Treffens wünscht Karl Bacherle den Anwesenden etwas, das man für Geld nicht kaufen kann. „Halten Sie gut zusammen, ob mit der Familie oder mit Freunden. Man braucht eine kleine Runde oder auch eine soziale Einrichtung, die einen unterstützt.“

Ein Artikel von: Birgit Eberle