13.02.2024
Zehn Jahre „Donauwelle“: Exklusives im Inklusionsladen
Seit zehn Jahren betreibt der Reha-Verein im Fischerviertel die „Donauwelle“ samt kleinem Aktion 100 000-Shop. Das Sortiment ist außergewöhnlich.
Sein „Baby“, das er im Juli 2014 mit zur Welt gebracht hat, lässt der Vater auch zehn Jahre später nicht im Stich: Heiner Schrottenbaum, früherer Geschäftsführer des Reha-Vereins hat zwar inzwischen seine Aufgabe an Monika Balint weitergegeben und ist Ruheständler, aber das Kind „Donauwelle“ lässt ihn noch gerne „unruhig“ sein. Er arbeitet „ein- bis zweimal im Monat“ in dem Laden in der Fischergasse 15. „Mir gefällt es zu sehen, wie das Kind wächst und gedeiht“, sagt Schrottenbaum und lacht.
Die Donauwelle präsentiert außergewöhnliche Produkte aus Sozialprojekten. Sie sind nicht überall erhältlich, wie etwa die Holzarbeiten der Reha-Werkstätten vom Gemeindepsychiatrischen Zentrum (GPZ) und der Sozialpsychiatrischen Reha-Einrichtung (SPR). Der „Zwitscherkasten“, ein hölzernes Vogelhaus mit sechs Schnapsgläsern als Innenleben, ist hausgemacht. Außerdem gibt es praktische Grillanzünder, bestehend aus heimischem Fichtenholz, Kerzenwachs und Jutegarn. Sie sehen aus wie Eis am Stiel der besonderen Art.
Extravagante Wandbemalung, besonderes Sortiment
Das Sortiment, das sich vor den von der Ulmer Künstlerin Marianne Hollenstein stürmisch bunt bemalten Wänden zeigt, ist außergewöhnlich. Neben individueller Gartendeko wie auf Metallstäbe gesteckte Glasblumen, krabbelt eine große Spinne mit Steinkörper die Wand hoch. Auf einem Tisch steht eine Schatulle mit Modul-Schmuck der Blausteiner Lebenshilfe.
Aktion 100 000-Shop mit Kunst aus Kunststoff
Das Regal mit Dinkel-Spirelli-Nudeln der Lebenshilfe Stuttgart nimmt einem die Entscheidung ab, was gekocht werden soll. Öle, Gewürzmischungen und exklusiver Kaffee („Spezialmischung Donauwelle“) ergänzen das Lebensmittelangebot. Apropos Kaffee: Den kann man sich in der Donauwelle gleich vor Ort brühen lassen und damit vielleicht in die Ecke mit dem von einer Einstein-Skulptur bewachten Aktion 100 000-Shop gehen. Die frostsicheren Kunststoff-Exponate des weltbekannten Künstlers Ottmar Hörl kommen nicht nur in Gestalt von Einstein daher, auch bunte Erdmännchen und Frösche warten auf eine neue Umgebung. „Wir haben mittlerweile viele treue Stammkunden. Die meisten sind aus Ulm“, sagt Schrottenbaum.
Auch wer ein Mitbringsel für Kinder sucht, surft am besten die Donauwelle durch. Schrottenbaum preist fantasievolle Lätzchen an und ein Holzpuzzle, das den Nachwuchs vor „ganz besondere Herausforderungen stellt“. „Wir haben hier viele tolle Geschenkideen“, fasst Balint das Sortiment zusammen. „Vor Weihnachten war der Laden voller verzweifelter Männer, die nach Geschenken suchten“, ergänzt Schrottenbaum schmunzelnd.
Praktikumsplätze für psychisch Erkrankte
Wenn die Donauwelle als Inklusionsprojekt bezeichnet wird, hat das auch mit dem Personal zu tun. Sieben Minijobber schmeißen den Laden. Außerdem können psychisch erkrankte Menschen in geschütztem Rahmen in mehrwöchigen oder mehrmonatigen Praktika ihre Fähigkeiten erkunden. „Hier ist es sehr schön zu arbeiten, weil die Atmosphäre freundlich ist und gute Laune herrscht“, betont Balint.
Alleine könnte der Reha-Verein das Projekt Donauwelle nicht stemmen. „Ohne die Aktion 100 000 und Ulmer helft würd’s die Donauwelle nicht geben“, stellt Heiner Schrottenbaum unmissverständlich fest.
Reha-Verein und „Donauwelle“
Der Reha-Verein für soziale Psychiatrie existiert seit 44 Jahren. Sein Ziel ist, psychisch Kranken dabei zu helfen, soweit wie möglich auf eigenen Beinen zu stehen. Ob soziale, medizinische oder berufliche Rehabilitation: Der Verein betreibt in Ulm und Heidenheim diverse Einrichtungen. Mehr unter www.rehaverein.de
Der Laden „Donauwelle“ in der Fischergasse in Ulm wurde vor zehn Jahren eröffnet. Für Samstag, 13. Juli, ist ein Jubiläums-Sommerfest geplant.
Die Öffnungszeiten der Donauwelle: Di.-Fr. 11-18 Uhr, Sa. 11-17 Uhr.
Wer den Reha-Verein gezielt fördern möchte, notiert auf seinem Überweisungsträger unter Verwendungszweck das Stichwort „Reha-Verein“.
Ein Artikel von: Birgit Eberle