02.12.2024

Benefiz-Auktion bringt fantastische 91.384 Euro

Der gnadenlos wilde Angebots-Mix zieht Hunderte Besucher ins Kornhaus, viele halten durch bis kurz vor 3 Uhr in der Früh. Nachverkauf bringt so viel, dass nur noch 202 Euro zur 100.000-Euro-Marke fehlen.

Der erste große Beifall gilt dem EC-Kartenlesegerät. Als Auktionatorin Susanne Rothfuß-Wamsler verkündet, dass nach rund 50 Jahren Benefiz ab sofort auch bargeldlos bezahlt werden kann, will das Publikum seine Begeisterung nicht für sich behalten.  Los geht's! „Winken isch hier ganz gefährlich!“, warnt Rothfuß-Wamsler einen Besucher, der freundlich einen Bekannten begrüßt.  Sie meint trocken: „Des machet Sie nachher beim Auto, dann wird es das teuerste Winken Ihres Lebens.“

Kids-Time: Nachwuchs steigert eifrig mit

Noch eine Premiere wird vom Publikum begeistert aufgenommen: Bei der Kids-Time vor der Hauptversteigerung können Kinder in Begleitung eines Erwachsenen selbst mitbieten. Der Nachwuchs ist mit Feuereifer dabei – nicht nur, wenn es um das Ersteigern eines Feuerwehrlöschfahrzeug-Spielzeugs geht. So kommen durch den Einsatz der Mädchen und Jungen 2500 Euro für den guten Zweck zusammen.

Während unten im Foyer des Kornhauses Gulaschsuppe verkauft wird, fällt oben im mit Waren und Menschen proppenvollen Saal gefühlt im Minutentakt der Hammer. Die Stimmung flirrt. Opern- und Ferngläser sind aufs Podium gerichtet, wo etwa ein barocker Spiegel, E-Bikes, eine Designer-Leuchte von Keith Haring, ein Mufflon-Kopf und Gemälde auf neue Besitzerinnen und Besitzer warten.

Mit Mufflon-Kopf den Ehemann erschrecken

Schnell ist Mufflon-Time.  Obwohl Rothfuß-Wamsler den Kopf als „etwas kurios“ beschreibt, kommt es zu einem heißen Bietergefecht zwischen einer Aktion 100 000-Mitarbeiterin und einem Mann im Publikum. Der Mann erhält den Zuschlag.  Freudestrahlend schleppt er ihn an seinen Platz, um ihn gleich an eine Nebensitzerin auszuleihen. Sie hat einen ausgebufften Plan: „Ich mach' ein Selfie mit dem Mufflon und schocke damit meinen Mann.“ Vielleicht ist er aber gar nicht geschockt und sucht gleich einen Platz an der Wand?

Malischewski-Hut und Weihnachtglocken

Ruck-zuck weg sind auch die drei Hüte, die Ex-Gemeinderätin Helga Malischewski gespendet hat. Auf den Köpfen einer Beethoven-Figur, einer Brecht-Skulptur und einer Puppe schinden sie soviel Eindruck, dass die Auktionatorin leichtes Spiel hat – ohne eine Weinflasche, ein Rubbellos oder Mc-Donalds-Gutscheine als Bonbon oben drauflegen zu müssen. Christa hat sich den blauen Hut unter die Nägel gerissen, sofort aufgesetzt und ist überglücklich. „Jetzt isch die Verschteigerung für mi gelaufen. Der hat her müssa, obwohl ich ja schon viele Hüte habe.“ Die Illerkirchbergerin ist ein bekennender Benefiz-Auktions-Fan. „Ich bin seit Jahrzehnten dabei. Einmal habe ich sogar einen Gutschein für einen Gabelstaplerführerschein ersteigert.“  Eher den Pilotenschein hat Anja aus Ulm langfristig im Visier. Sie freut sich über den Gutschein für eine Einführung ins Fliegen, bei der sie sogar selbst ans Steuer eines Motorflugzeugs darf. Petra aus Ehingen dagegen ist happy, weil sie ihre Sammlung von Weihnachtsglocken aus Porzellan erweitern kann.

Ob Kühlbox voller schwäbischer Spezialitäten oder Spezialpaket mit Mandarinen und Nüssen, manchmal ist der Eifer der Besucher nicht zu bremsen. „Ich hab' doch noch gar keinen Preis aufgerufen“, sagt Rothfuß-Wamsler mit leichter Verzweiflung in der Stimme. Immer wieder muss sie das Publikum ermahnen, leiser zu sein: „Psscht, sonst muss i schreia und hab' bald koi Stimme mehr“.

Barbie-Double aus dem Depot des Ulmer OBs

Die hat sie weiterhin dank der Cassis-Lutschtabletten, und auch ihre Sprüche flutschen. „Da hat wohl jemand so richtig ausgmischtet im Rathaus“, so kommentiert sie das Sammelsurium, das vom Büro des Oberbürgermeisters zur Verfügung gestellt worden ist. Da trifft es sich gut, dass OB Martin Ansbacher, gerade im Saal angekommen ist. Seine Anwesenheit öffnet die Geldbeutel. Da gibt man schon mal gerne zehn Euro für ein in ungarische Tracht gedresstes Barbie-Double aus. Es gibt ja eine Flasche Wein dazu. . .

Ansbacher, Schirmherr der Aktion 100 000 und Ulmer helft, erlebt die Benefiz-Versteigerung zum ersten Mal und ist begeistert: „Das läuft super hier. Ich habe ja schon viel davon gehört, aber die Auktion mit Frau Rothfuß-Wamsler hat meine Erwartungen übertroffen.“

„Schneeflocke“ für Lara Pilger-Helget

Gutscheine fürs Gin-Tasting hier, eine Überraschungsbüchse dort: Es geht Hammerschlag auf Hammerschlag dem wertvollsten Los der Auktion entgegen. Punkt 20.30 Uhr treten Lisa und Felix Wuchenauer ans Mikrofon, beschreiben den neuen Toyota Aygo im Wert von 19.540 Euro. Es wird still in den Reihen. Das Mindestgebot liegt bei 11.111 Euro. Die Auktionatorin ruft das Auto auf, ein Arm geht hoch. Es ist der von Lara Pilger-Helget, gebürtiger Ulmerin, die die Liebe nach Schwäbisch-Gmünd geführt hat. Sie bekommt bei 14.000 Euro den Zuschlag – Allwetterreifen und zwei Flaschen Wein inklusive.

Das Besondere dabei: Ihren bisherigen Wagen, einen Renault Clio, hat die Erzieherin ebenfalls bei Aktion 100 000-Auktion ersteigert, vor sieben Jahren. „Das alte Auto hieß Wolke, das neue wird Schneeflocke genannt“, erzählt sie den beiden Wuchenauers bei der Schlüsselübergabe.

Echt Hammer: Zehn Stunden Versteigerung

Die Uhr läuft, die Geldzählmaschine auch. Unter anderem wechseln eine Kartoffel- und Spätzlespresse, Fußball-VIP-Karten mit einem gebrauchten Spatzen-Trikot, ein Stubenwagen, Restaurantgutscheine und ein Schneemobil vom Podium ins Publikum. Um 23 Uhr ist Vogelhäuschen-Zeit, alle gehen sofort weg. Später auch die Bettflasche. Aber ans Ins-Bett-Gehen ist noch lange nicht zu denken. Susanne Rothfuß-Wamsler, das Publikum und das Team um Aktionsleiter Chris Mertl halten durch bis kurz vor 3 Uhr in der Früh. „Es war unfassbar. Die Stimmung super. Einfach der Wahnsinn, zehn Stunden lang“, zieht Mertl nach wenigen Stunden Schlaf am Sonntagvormittag im Kornhaus Bilanz. Das Team ist schon wieder aktiv, beim Nachverkauf. Er bringt zusätzlich 8 414 Euro.

Ein Artikel von Birgit Eberle