01.02.2025

Ohne die Hilfe der Aktion 100 000 wäre die Region sozial kälter

Aktionsleiter Chris Mertl spricht von „unfassbar wertvoller Arbeit in unserer Nachbarschaft“: Am 5. Februar werden Fördermittel an 124 Einrichtungen ausgeschüttet.

Es ist seit 46 Jahren selbstverständlich, dass Wohnsitzlose im Übernachtungsheim in Ulm an Sonn- und Feiertagen vom Team der Aktion Wärmestube bekocht werden. Rund 30 Ehrenamtliche sind im Einsatz dafür. Doch woher kommen die Mittel für die Kochzutaten?  „Wir leben praktisch vom Geld der Aktion 100 000“, bekannte Wärmestuben-Mitgründerin Liselotte Bertsch einmal in einem Gespräch.

Diesbezüglich hat sich in der 54. Spendenrunde der Benefiz-Initiative nichts geändert. Nicht nur die Wärmestube, auch viele andere soziale Institutionen in Ulm, Neu-Ulm und den angrenzenden Landkreisen Neu-Ulm und Alb-Donau können manche Projekte nur wuppen, weil die Aktion 100 000 und Ulmer helft ihnen finanziell unter die Arme greift.

Von den knapp 1,2 Millionen Euro, die in der aktuellen Spendenrunde eingegangen sind, haben vor Weihnachten bereits viele Familien und Einzelpersonen, die einen Spendenantrag gestellt hatten, ihre Schecks erhalten. Vergangene Woche bekamen Menschen mit besonders hartem Schicksal, für die gezielt Spendenaufrufe gestartet worden waren, ihre Zuteilung.

„Der Löwenanteil der Spendengelder geht jedoch an karitative Einrichtungen. Sie leisten eine unfassbar wertvolle Arbeit in unserer Nachbarschaft“, sagt Aktionsleiter Chris Mertl. In diesem Jahr hat er gemeinsam mit dem beratenden Gremium des Vereins Aktion 100 000 und Ulmer helft die verantwortungsvolle Aufgabe, das Geld auf 124 Antragstellerinnen und Antragsteller zu verteilen. Für 5. Februar sind die begünstigten Institutionen in die Galerie der SÜDWEST PRESSE zur offiziellen Scheckübergabe geladen.

Zuschüsse für Guten Hirten und Gute Clowns

Die Anträge spiegeln die große Vielfalt an sozialem Engagement in der Region wider. Dazu gehören professionelle, etablierte Institutionen wie das Zentrum Gute Hirte in Ulm, das sich um Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Lebenssituationen kümmert. Der Gute Hirte ist in Ulm seit über 100 Jahren aktiv und hat ein ambulantes, teilstationäres und stationäres Angebot. Mithilfe der diesjährigen Spende sollen Zimmer für Jugendliche, die im Guten Hirten wohnen, renoviert werden.

Eher klein dagegen nimmt sich zum Beispiel der Verein „Gute Clowns“ aus, dessen neun „Gesundheitsclowns“  in Ulmer und Neu-Ulmer Seniorenheimen, im Hospiz und auf Demenzstationen unterwegs sind. Ziel der Besuche ist, mit Clownerie, Musik, Poesie und Empathie das Wohlbefinden der hauptsächlich betagten Menschen zu steigern und bei ihnen neue Lebensfreude zu wecken. Die Spende der Aktion 100 000 soll dazu beitragen, regelmäßige Clowns-Einsätze sicherzustellen. Und damit der Pflegedienst St. Damian die häusliche Pflege zuverlässig übernehmen kann, ist die Aktion 100 000 angefragt, einen Betrag zur Anschaffung eines Autos beizusteuern.

Nicht nur die strukturelle, auch die inhaltliche Bandbreite des Engagements für die Gemeinschaft bildet sich in den Spendenanträgen ab. Die Zuteilungen der Aktion 100 000 sollen dabei helfen, gegen Einsamkeit, Armut, Krankheit und Ausgrenzung anzukämpfen. So soll zum Beispiel die Drogenprävention genauso gefördert werden wie eine E-Rikscha für das Seniorenzentrum Wiblingen. Die Vesperkirchen in Ulm und Ehingen werden ebenso unterstützt wie der Malteser Hilfsdienst Neu-Ulm, der Vespertüten an Obdachlose und andere Bedürftige ausgibt – und außerdem Kindern aus benachteiligten Verhältnissen einmal in der Woche ein Schülerfrühstück anbietet.

Auch Selbsthilfegruppen sind Profiteure

Die Betreuung psychisch kranker Menschen in der Region wird über diverse Träger (RehaVerein für soziale Psychiatrie Donau-Alb, Bruderhaus Diakonie Ulm/Ostwürttemberg, DRK-Kreisverband Ulm, St. Elisabeth-Stifung – Heggbacher Werkstattverbund) einen finanziellen Schub erhalten. Auch manche Selbsthilfegruppe – etwa für von Skoliose, Aphasie oder Schlaganfall betroffene Menschen – hat einen Zuschuss zu erwarten. Wer sich in der letzten Phase des Lebens befindet und sich in einem Hospiz in der Region betreuen lässt, profitiert ebenfalls von der Unterstützung der Aktion 100 000. „Die Hospizgruppe Langenau zum Beispiel bekommt Geld für die Ausbildung ehrenamtlicher Sterbebegleiterinnen und -begleiter“, kann Chris Mertl bereits zusagen.

Nicht jedes soziale Projekt wird eine Spende aus dem Topf der Aktion 100 000 und Ulmer helft erhalten können. „Wir müssen unsere Mittel möglichst effektiv einsetzen. Unser Grundsatz ist, direkte Hilfe zu leisten, die bei den Menschen ankommt“, betont Aktionsleiter Mertl. Man sei den Spenderinnen und Spendern gegenüber verpflichtet, das Geld genau dort einzusetzen, wo es zum Wohl der Menschen in der Region am dringendsten gebraucht werde.

ein Artikel von Birgit Eberle