13.11.2014

Tellerlinsen oder Hellerlinsen?

Alblinsen gehören in die Top-Liga der weltweit rund 1600 verschiedenen, kleinen und großen Linsensorten. Sigi Körner aus Blaustein muss es wissen. Er ist Vorsitzender des Slow Food-Conviviums Schwäbische Donau und hat sich eingehend beschäftigt mit der Entwicklung vom zaghaften Alb-Leisa-Anbau, 1985 auf dem Biolandhof Mammel in Lauterach, bis hin zur heutigen Erzeugergemeinschaft „Lauteracher Alb-Feld-Früchte“.

Slow Food-Anhänger seien gar nicht so elitär, wie ihnen nachgesagt wird, sondern sie sind für den Erhalt der Esskultur und für nachhaltige Anbauweisen. „Aber man muss die Lebensmittel essen, die wir erhalten wollen“, betonte Körner. Und genau das haben die Gäste getan am Samstag auf dem Ulmer Wochenmarkt: Sie aßen rund 150 Portionen Alblinsen-Eintopf, den der Kochtreff der Ulmer Tafel zubereitet hatte. Um 13 Uhr gab es lange Gesichter, weil der Linseneintopf mit Würstchen und die vegetarische Gemüsepfanne nach drei Stunden kostenloser Kostprobenausgabe leer waren. Und das alles zu einem guten Zweck für die SÜDWEST PRESSE-Aktion 100 000 und Ulmer helft.
Marktsprecher und Metzgermeister Gunther Kühle hatte extra deftige Würstchen mit viel Kräutern hergestellt, vom Gemüsestand Gairing kamen Blumenkohl, Brokkoli, Zucchini und Paprika für die Gemüsepfanne. Dieses mit Gemüsebrühe gewürzte Gericht wurde zuletzt mit einem Schuss aus dem gespendeten Schlössle-Bier-Fass aus Offenhausen abgelöscht, „weil wir hier auf dem Münsterplatz so wenig Wasser haben“, erklärte Hobbykoch Eugen Wöhrle augenzwinkernd.
Im Freien zu kochen und zu essen, mache viel mehr Spaß, meinte Annegret Liebmann von der Ulmer Tafel. Sie rät, die kleinen Alblinsen vor dem Kochen eine halbe Stunde lang einzuweichen, „dann sind sie in zehn Minuten gar“. Und erst hinterher salzen, sonst bleiben sie hart. Um das Ganze sämig zu bekommen, nimmt man etwas gekochte Linsen und püriert sie mit einem Schuss Sahne. Gewürzt wird mit Liebstöckel, Thymian und Majoran.
„Das ist mal nicht das 08/15-Linsengericht mit langweiligen Wienerle“, lobte Wochenmarktbesucherin Karin Eisele aus Ulm. Auch ihrer Tochter Claudia schmeckten die Tellerlinsen. „Das muss eigentlich Hellerlinsen heißen“, erklärte Linsenexperte Körner. Manche Linsensorten seien mit sieben Millimetern fast so groß wie der Heller, eine Kupfermünze aus dem Mittelalter. CAROLIN STÜWE