05.02.2018
Büttenabende 2018
„Chaos in unserer Stadt“
Fasnacht Lustige Geschichten aus dem Alltag eines Schwaben, gutes Essen und viel Abwechslung: Beim Büttenabend herrscht ausgelassene Stimmung. Von Sandra Kolb
Schon mal einen sparsamen Schwaben beim Brunchen beobachtet? Oder bei der Schnäppchenjagd? Nein? Schade, denn das scheint sehr unterhaltsam zu sein.
Zumindest wenn man den Erzählungen der 15 Künstler bei den Büttenabenden im Neu-Ulmer Barfüßer lauscht. Dorthin lädt Gastronom Ebbo Riedmüller jährlich zu Gunsten der Aktion 100 000 und Ulmer helft ein. Als Stimmungsmacher schnappt er sich das Mikro und heizt den 230 Gästen ein: Unter seinem Kommando wird gesungen und geschunkelt.
Dann sind die Profis an der Reihe. Den Auftakt machte am Freitag- und Samstagabend die 15-jährige Miriam Eichhorn, ein echtes „Kind der Fastnacht“. Die jüngste Büttenrednerin des Abends scherzte selbstbewusst über das Publikum in den vorderen Reihen: „Wenn man Sie sieht wird man neidisch. Wenn Sie das alles erlebt haben, wonach Sie heute aussehen.“ Dann musste ihr Großonkel Reinhold Eichhorn herhalten: „Den erkennt man daran, dass ihm der Kopf über die Haare wächst.“
Sie waren zum ersten Mal dabei und lieferten eine umjubelte Show: Die Wilden Weiber, bestehend aus Inge Kneißle, Birgit Renz, Bruni Felk, Sonja Lubczyk, Waltraud Reichherzer und Lothar Zech an der Gitarre. Schonungslos sangen sie in ihren Schunkelliedern von verflossenen Liebhabern, dem Pupsen und schwulen Jaguarfahrern. Dafür bekamen sie den größten Beifall im Saal. Mr. Right haben sie im Saal übrigens nicht gefunden. Zum Glück gibt es den Gastronom: „Dann muss nächste Woche halt der Ebbo ran, der hat ma zu uns g’seit, er kann zu jeder Zeit.“
Sie hat ihren Mann bereits gefunden. Doch ihr Sepp macht Julia Götz Probleme – er ist jetzt Vegetarier: „Der isch so fanatisch vegetarisch eingestellt, der schämt sich sogar für sei Würstle.“ Auch für den Veganer-Freund Horst hat sie nicht viel übrig: „Hier ruht der Veganer Horscht, doch den Würmern isch des Wurscht.“ Am Ende verteilte die Fleischliebhaberin Schwarzwurst an das Publikum.
Ihr Vater Achim Götz, der Oberelchinger Wegmacher, erzählt von seinem ersten Mal beim Brunchen. Nach dem er einen Pauschalpreis zahlen musste, aß sich der Schwabe durch das ganze Büfett – mit üblem Ende, wie er sagt: „Des tut dir irgendwie auch weh, wenn du in einem Vier-Sterne-Restaurant käsweiß über der Kloschüssel stehst, und direkt vor dir liegen 47 Euro.“
Sie waren dagegen sportlich unterwegs: Die Oma aus Langenau, gespielt von Petra Häußler, und das Schwäbische Original Maria Breitinger. Die Oma, in Leggins mit Sternenprint, berichtete in Reimform von ihrer ersten Nordic Walking-Tour: „Leut, die Springerei, des isch a Qual / Schnaufa muss i fei ganz brutal.“ Zurück ging es im Schubkarren. Maria Breitinger war dagegen auf der Jagd – nach Schnäppchen: „A jeder richtet sein Karrer her / Ja sowas han i ja no gar nie g’seha / So standat o’gfähr hundert Ma / Vor dem geschlossner Aldi dra.“
Für die D’Seflinger war es der letzte Auftritt: Bei Reinhold Eichhorn, Otto Schempp, Hans-Jörg Anger und Erwin Schmid wurde es zum Schluss in altgewohnter Manier politisch. Musikalisch blickten sie auf die Bundestagswahl zurück: „Neben schwarz und grün und rot, kam gelb und braun, groß war die Not.“ Sie stimmten Söders Abschiedslied an Seehofer an: „Adios Amigos, adios Goodbye, es ist jetzt entschieden, deine Zeit ist vorbei.“ Ulms Baustellen boten kommunalpolitischen Stoff: Bei „Chaos in unserer Stadt“ sang das Publikum ausgelassen mit. Ein würdiger Abschied für die D’Seflinger.
Text: Sandra Kolb