03.02.2019

Wilde Weiber und Ulmer Bruddler in der Bütt

Schon mal die Oma aus Langenau beim Stringtanga-Kauf erlebt? Oder den Oberlechinger Wegmacher in einer Stuttgarter Disco, weil er herausfinden will, was cool ist? Stringtanga-Kauf und Discobesuch kann brüllend komisch sein, vor allem, wenn sprachbegabte Büttenredner davon berichten, wie Petra Häußler als Oma und Joachim Götz als Oberelchinger.

 Beide gehören zu jenen Zwölf, die am Freitag- und Samstagabend in der Bütt im Neu-Ulmer „Barfüßer“ standen. Dafür öffnet Gastronom Ebbo Riedmüller sein Wirtshaus und spendiert den zumeist närrisch gekleideten Besuchern Essen und Trinken. Für die Bühnentechnik sorgt Wolfgang Moser. Der Erlös kommt der Hilfsaktion unserer Zeitung, der Aktion 100  000, zugute.

Bekanntlich gibt Ebbo Riedmüller den Einheizer. Am Freitag übernahm Karl Bacherle, der Leiter der Aktion 100 000, diese Rolle und trug dafür eine extra schrille Krawatte. Er animierte die Leute zum Schunkeln und kündigte als ersten Gast die „Oma aus Langenau“ an. Woraufhin sie ihn als „wilden Hecht“ titulierte. Nähere Absichten hatte sie nicht, denn: „Ich hab’ meinen Otto.“

Über Männer schwadroniert

In der Rolle der „Männerfachfrau aus Elchingen“ trat Juli Götz in die Bütt, mit Dirndl und grünem Hütchen. Für sie ist das Standesamt eine „Massenvernichtungsanlage für Junggesellen“. Selbstbewusst schwadronierte sie über Männerbekanntschaften und lud alle Frauen ein anzustoßen, auf „die Männer, die wir lieben und die Gestalten, die wir kriegen“. Dafür gab’s einen Tusch und langanhaltenden Applaus.

Auf lustige Reime wie von Maria Breitinger – einem „Schwäbischen Original“ – vorgetragen, folgten heftige Pointen, etwa als Joachim Götz fragte: „Liebe soll das Schönste auf der Welt sein? Wer das sagt, war noch nie nach fünf Mass beim Pinkeln.“ Pfuhl als Stadt wurde möglich dank eines „Pfuxit“. Pfuhler Oberbürgermeister ist Ebbo Riedmüller. Die Donau ist inzwischen trockengelegt und nun Strecke für sage und schreibe acht Straßenbahnlinien – davon berichtete Werner Mayer als „Ulmer Bruddler“, und zwar aus dem Jahr 2029. Mayer hatte Premiere in der Bütt, und die Leute liebten den Nörgler im grauen Mantel.  Lothar Beck ist zwar ein alter Bekannter in der Bütt, doch dafür ist seine Figur „der Bestatter“ neu, der derbe witzelte etwa über „den Nöri“, um den sich niemand sorgen solle. Denn: „In Senden wird ein neuer Bürgermeister gesucht.“

Die Wilden Weiber sind Bruni Felk, Birgit Renzn, Inge Kneißle, Sonja Lubczyk, Waltraud Reichherzer und Lothar Zech an der Gitarre. Sie sehen schrill aus, dank Perücken, Diadem und Kleidchen. Sie sind nicht mehr die Jüngsten, doch sie haben eine Menge zu sagen und zu singen, nämlich von ihren Verflossenen, alles Hallodris, die sie um die Ecke gebracht haben. Bei „Mir tut der Schnaps ned guat“ sang das Publikum ausgelassen mit.

Übrigens: Der Stringtanga, den die „Oma aus Langenau“ gekauft hatte, steckte sie in ihre „Dasch“. Ausgerechnet in der Sitzung des Pfarrgemeinderats zieht sie „dui Unterhos’“ raus und „schneutz nei“. Tatäää!

Foto: Zwölf in der Bütt: Sie reimten und sangen und sorgten am Freitag- und Samstagabend für ausgelassene Stimmung und jede Menge Lacher beim Publikum im Neu-Ulmer „Barfüßer“. Rechts Aktionsleiter Karl Bacherle mit Wolfgang Moser (außen).  ©Matthias Kessler

Ulm / ate