Froh könne man sein, dass es im 19. Jahrhundert noch keine Vernetzung durch elektronische Medien gegeben habe. Sonst hätten diese beiden Komponisten ihre Eigenheiten vielleicht gar nicht so ausgeprägt, mutmaßte Christian Nill zu Beginn.

Die kleine Ansprache des Tubisten der Stadtkapelle Ulm schärfte die Ohren für jene zwei großen Komponisten, die als Jubilare bereits das ganze Konzertjahr beherrschten: Giuseppe Verdi und Richard Wagner sind 1813 geboren, beide sind sie Komponisten der Romantik, doch ihre Musik ist so unterschiedlich gefärbt wie der Himmel ihrer Heimatländer.

Eine Gabe für klanglichen Bombast indes teilen die zwei Musiker bekanntlich - und dass die Stadtkapelle dieser Wucht durchaus gewachsen ist, zeigte sie am Samstagabend bei ihrem Herbstkonzert zugunsten der Aktion 100 000 und Ulmer helft in der Pauluskirche.

Die rund 70 Musiker haben in diesem Jahr schon den zweiten Platz beim Orchesterwettbewerb des Deutschen Musikfests in Chemnitz belegt, was wohl nicht zuletzt dem präzisen Dirigat von Franco Hänle zu danken ist, der die Bläser schwungvoll durch den Abend führte. Und durch ein Programm, das mit populären Melodien nicht geizte: Angefangen mit der "Nabucco"-Ouvertüre über das "Concerto per Tromba e Banda" von Amilcare Ponchielli bis zum "Gran Finale" des 2. Akts von "Aida". Nach "Nabucco" hatte sich der Ulmer Nebel weitgehend gelichtet, bei Ponchielli glänzte vor allem Solist Lukas Weiss, der sich unaufgeregt der Trompeten-Akrobatik stellte.

Der zweite Teil begann nach diesem sehr italienischen Auftakt indes recht staatstragend, mit Teilen von Händels "Feuerwerksmusik". "Der hat doch gar koi Geburtstag", wispert es von hinten. Nein, und Romantiker war er gewiss auch nicht. Insofern wirkte das barocke Prachtstück fast etwas klobig zwischen all dem romantischen Schmelz. Die Musiker schienen sich jedenfalls nur zu gern in die Wagnerschen Wogen des Huldigungsmarschs für Ludwig II. von Bayern und der "Meistersinger" zu stürzen.

Das Publikum der vollbesetzen Kirche dankte es, nach zwei Zugaben, trotz kalter Füße mit großem Applaus.

von Lena Grundhuber