07.03.2022

Vier Kinder und Finanznot

Eine junge Mutter mit vier Kindern aus Hausen steht plötzlich ohne Ehemann und Ernährer da. Die Aktion 100 000 und Ulmer helft unterstützt die Familie.


Er war mein erster Freund“, sagt Frau M., und ein schnelles Lächeln huscht über das verweinte Gesicht der jungen Frau. „Er war damals als Angestellter seiner Firma bei uns und hat als Baggerfahrer beim Hausbau meiner Mutter geholfen“, erinnert sich die Mutter aus Hausen ob Urspring. „Und dann kam er halt öfter vorbei und hat immer wieder irgendwas am Haus gemacht“, sagt sie. Glückliche und verliebte Zeiten waren das. Der Landschaftsgärtner und die Erzieherin wurden ein Paar. Sie heirateten und bauten sich 2012 ein Haus. Nach und nach kamen vier Kinder auf die Welt, das jüngste ist neun Monate alt.
Seit dem 14. Februar ist in der Familie aber alles anders. „Da ging er nur zur Kontrolle in die Uniklinik, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist“, erzählt Frau M. Es war aber gar nichts in Ordnung. Die Ärzte gaben dem Familienvater nur noch ein paar Wochen. Am 23. Februar starb der 48-Jährige in der Ulmer Uni­klinik. Aus der Narkose der Notoperation erwachte er nicht mehr. Sein ältester Sohn und seine Frau waren in seinen letzten Stunden bei ihm.
Für die Mutter ist nicht nur eine Welt zusammengebrochen. „Ich weiß gar nicht, wie wir das finanziell schaffen sollen“, sagt sie. Auf dem Haus ist noch ein Kredit, auch das größere Auto musste finanziert werden. „Das haben wir uns angeschafft, weil unser viertes Kind unterwegs war“, sagt die Mutter. „Und dafür mussten wir auch die Garage anbauen, wofür wir auch noch etwas Geld aufgenommen haben“. Insgesamt belaufen sich die monatlichen Belastungen durch die zu zahlenden Raten auf etwa 1500 Euro. „Ich habe noch zwei Monate Erziehungsurlaub“,sagt Frau M. „Die Witwenrente und die Halbwaisenrente werden nie und nimmer reichen“, ist sie überzeugt.
Zwar gebe es eine Lebensversicherung, aber die sei wohl auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Momentan komme ihr alles ganz unwirklich vor, sagt Frau M. Sie sei in der Realität noch gar nicht richtig angekommen, gibt sie zu. „Mein Mann war in den letzten Wochen so viel im Krankenhaus und wir haben das noch gar nicht erfasst, dass er wirklich nicht mehr heimkommt“, sagt sie. „Meine Kinder konnten sich gar nicht verabschieden und Tschüss sagen“. Die Jüngste mit ihren neun Monaten sei ganz verliebt in ihren Papa gewesen. „Sie hat nur ihm immer zugezwinkert“, berichtet die Mutter und muss bei der Erinnerung weinen. „Jetzt zwinkert sie gar nicht mehr.“
Die Kinder versuchen, ihre Mutter aufzumuntern und helfen, wo sie können. „Ich hab dir das repariert“, sagt der mittlere Sohn und zeigt eine Türklinke, die locker war. Auch die Mutter versucht in ihrer Trauer ihr Möglichstes. Aber auf der Küchentheke liegen neben den Papiertaschentüchern die Rechnungen. „Ich wusste gar nicht, dass eine Beerdigung so teuer ist“, sagt die Mutter nebenbei. Immer wieder treffen sich die Kinder an der Kerze, die für den Papa auf dem Esstisch brennt.

Die Nachbarn helfen viel

Frau M. erfährt viel Hilfe aus der Nachbarschaft. „Die eine bringt einen Gutschein für einen Getränkehandel, die andere bringt etwas zu essen“, sagt Frau M. Heiko König, der beste Freund des Verstorbenen, wandte sich an die SÜDWEST PRESSE und die „Aktion 100 000 und Ulmer helft“ und bat um einen Spendenaufruf. Frau M. ist momentan noch so sehr in den Dingen gefangen, die irgendwie erledigt werden müssen, dass sie gar keine Energie aufbringt, um irgendwo Hilfe anzufordern. „Wir versuchen, sie zu unterstützen, aber wir haben selber auch alle Verpflichtungen“, sagt der gelernte Hufschmied Heiko König, der seinen Freund über die AH-Fußballer kennengelernt hat.
Frau M.s größte Sorge ist momentan, dass die Kinder ihr Zuhause verlieren. Wenigstens dieser Halt soll den Kindern, die – jedes auf seine Weise – unter dem Verlust des Papas leiden, noch bleiben. „Bei dem momentanen Wohnungsmarkt mit vier Kindern sieht es für sie ohnehin ganz schlecht aus“, weiß Heiko König.

Vertrautes Umfeld hilft

Die Kinder haben Spielkameraden in der Nähe und die Mutter hofft, dass ihnen das vertraute Umfeld über ihren Schmerz hinweghilft. Für die Familie ist das Haus der Inbegriff ihres Papas. „Wir hatten es sehr schön“, sagt die Mutter. „Jedes Jahr haben wir gemeinsam ein Gartenprojekt verwirklicht und uns darüber gefreut.“ So sind ein Holzbackofen, eine Kräuterspirale und ein Teich entstanden. „Er hat mir nie einen Wunsch abgeschlagen“, weint Frau M.. Den Wunsch, weiter für seine Familie da zu sein, konnte er seinen Liebsten nicht erfüllen.

Spenden über die Aktion 100 000

Unterstützung Wer Frau M. aus Hausen in ihrer Notlage helfen möchte, kann das über eine Spende auf eins der Konten der Aktion 100 000 und Ulmer helft tun. Auf der Überweisung sollte unter Verwendungszweck „Familie M. In Hausen“ stehen. Spendenkonten bei der Sparkasse Ulm, IBAN: DE4763 0500 0000 0010 0003 und bei der Volksbank Ulm-Biberach, IBAN: DE7963 09010000 0236 4018. Alle eingehenden Spenden werden zu 100 Prozent an die Familie weitergeleitet. Wer eine Spendenbescheinigung benötigt, sollte auf dem Überweisungsträger die Adressdaten hinterlegen.


Artikel: Christina Kirsch