06.07.2022

Flöten für den Frieden: Straßenmusik zugunsten der Ukraine-Hilfe

Andrea Linz und ihre Flötengruppen wollten mit ihrer Straßenmusik-Aktion „Flöten für den Frieden“ ein Zeichen setzen. Wie ihr Vorspiel ankam und wie viel Geld für die Ukraine-Hilfe zusammen kam.


Ein bunter Trubel herrschte den ganzen Samstagvormittag über im Ehinger Bucks Höfle. Die Terrasse der Bäckerei Heckenberger war gefüllt mit Menschen, die das angenehme Wetter nutzten, um gemütlich zu frühstücken oder einen Kaffee zu trinken und dabei ein ausgedehntes Schwätzchen zu halten. Viele machten bei ihrem samstäglichen Einkauf in der Ehinger Innenstadt oder auf dem Wochenmarkt einen Abstecher zu Bucks Höfle und verweilten auf den Ruhebänken rings um die neu gestaltete Naturoase – ebenso wie auch zahlreiche Kunden des Bumis-Supermarkts.
Hauptgrund für das rege Leben in Bucks Höfle war aber offenkundig die Musik. Denn Andrea Linz und zwei Dutzend ihrer Flötenschüler der städtischen Musikschule begeisterten dort über vier Stunden in verschiedenen Ensembles und als Solisten mit schwungvollen Klängen. Die Straßenmusik stand unter dem Motto „Flöten für den Frieden“. Die Intention der Musiklehrerin: „Mir war wichtig, ein Zeichen für Frieden in der Ukraine, aber auch für mehr Frieden weltweit zu setzen, die Menschen mit unserer Musik zu sensibilisieren. Die Sprache der Musik überwindet Grenzen und erreicht Menschen aller Nationen.“

Eine absolute Premiere für einige der jungen Musiker

Neben der Symbolik ging es Linz aber auch um praktische Hilfe: Die Musikerinnen und Musiker, die sich an der Aktion beteiligten, sammelten mit ihrer Musik Spenden für lokale Ukraine-Hilfsprojekte der SÜDWEST PRESSE-Aktion 100.000 und Ulmer helft. Und ganz nebenbei diente das klangreiche Vorspiel mit Sopran-, Alt- und Tenorflöten bei einem breit gefächerten Repertoire freilich auch dazu, nach zwei Jahren ohne öffentliches Musizieren endlich einmal wieder vor Publikum spielen zu dürfen. „Insbesondere für jene meiner Musikschülerinnen und Musikschüler, die erst vor zwei Jahren mit dem Flötenunterricht begonnen haben, war das heute eine absolute Premiere und daher eine riesige Freude“, berichtete die Musiklehrerin.

Nach vier Stunden lockerer Straßenmusik zog Andrea Linz eine rundum positive Bilanz. Die beiden aufgestellten Sparschweine waren mit viel Münzgeld und zahlreichen Scheinen gefüllt. Etwas mehr als 700 Euro habe sie beim Kassensturz am Nachmittag gezählt. „Das ist mehr als ich im Vorfeld gerechnet habe“, teilt die Initiatorin erfreut mit. Sie hatte bereits vor drei Jahren zugunsten der Aktion 100.000 und Ulmer helft eine Straßenmusik mit ihren Flötengruppen veranstaltet, um den Ehinger Familienvater Jamin Gashi und dessen fünf Kinder nach dem überraschenden Tod seiner Frau finanziell zu unterstützen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Aktion jetzt nicht unser letztes Musikvorspiel für einen sozialen Zweck ist“, meinte Linz, die nach eigenen Worten bei den ersten Mahnwachen für die Ukraine auf dem Ehinger Marktplatz dabei und von der musikalischen Begleitung damals persönlich sehr berührt gewesen war.

Viel Lob für das Projekt

Die Straßenmusiker vom Samstag ernteten in Bucks Höfle reihum Lob. Der pensionierte Ehinger Kinderarzt Jörg Abigt etwa schwärmte: „Dieses sehr schöne Vorspiel erfreut die Menschen und gewinnt durch den Aspekt des Helfens noch mehr an Wert.“ Ähnlich argumentierte auch die evangelische Pfarrerin Margot Lenz: „Mit Musik ein Zeichen für den Frieden zu setzen, öffnet sicher die Herzen vieler. Vor allem, wenn die Instrumentalisten Kinder sind.“
 
Hildegard Schaupp und Maria Kneißle waren eigens zur Straßenmusik aus Kirchbierlingen gekommen. „Wir wollten unbedingt unseren Jan spielen hören“, verrieten die betagten Damen sichtlich stolz. Hildegard Schaupp ist die Oma des zehnjährigen Flötenschülers, Maria Kneißle die Großtante. Beide hatten Geldscheine für die Spendenschweinchen parat. „Wir in Deutschland dürfen in Frieden leben, während in der Ukraine Krieg ist. Uns ist wichtig, den armen Menschen aus der Ukraine zu helfen.“ Sie hätten beide den Zweiten Weltkrieg erlebt. „Diese schreckliche Zeit werden wir nie vergessen“, sagten die Endachtzigerinnen.


Bericht: Renate Emmenlauer