12.09.2022

„Für jedes Ehejahr 100 Euro“

Ein Herz für das soziale Engagement- Ingeborg und Karl-Heinz Finkbeiner beschenken gleich drei Institutionen anlässlich ihrer Diamantenen Hochzeit


Ulm. Im Rathaus gab es jetzt lauter fröhliche Gesichter als  Ingeborg und Karl-Heinz Finkbeiner anlässlich ihrer dieser Tage gefeierten Diamantenen Hochzeit gleich dreimal tief in das Portemonnaie griffen: Die Unternehmerfamilie beschenkte die Stadt Ulm für die Ausstattung des neuen Bürgertreffs im Weinhof und die Aktion 100.000 mit jeweils einer Spende in Höhe von 6.000 Euro. Darüber hinaus gab es eine dritte Spende in Form von 80 Getränkekisten für die Ulmer Münsterbauhütte. „Wir wollen der Stadt und der Bürgerschaft aus Dankbarkeit etwas zurückgeben“, sagten die Beiden bei einem kleinen Empfang im Rathaus als OB Gunter Czisch und Aktionsleiter Karl Bacherle die Spendenschecks überreicht bekamen. „Für jedes der 60 Ehejahre 100 Euro“, erläuterte Ingeborg Finkbeiner. „Sie verkörpern gute nachahmenswerte schwäbische Tugenden“, lobe OB Gunter Czisch und Karl Bacherle ergänzte:“ Die Familie Finkbeiner steht für eine langjährige unkomplizierte Art des Gebens und Nehmens“.

Sie lernte ihren Mann auf dem Ulmer Wochenmarkt beim Kirschenkauf kennen. „Er machte mich auf einen Kirschenfleck auf meiner Kleidung aufmerksam“, schmunzelt sie und brachte die Geduld mit bis sie nach einigen Treffen ein Paar wurden und schließlich im Ulmer Münster heirateten. Die 79 Jährige wurde im Kreis Plan im Sudetenland als Jüngste von vier Kindern geboren. Als Vertriebene kam ihre Familie 1945 nach Harting bei Mühldorf/Inn, wo sie auf einem Bauernhof unterkam und mitarbeitete. Durch Verwandte fand man in Nersingen einen Bauplatz, den ihre Familie bebaute und dort eine neue Bleibe fand. Ingeborg Finkbeiner absolvierte eine Lehre zur Bankkauffrau und arbeitete in der Buchhaltung. Das Paar bekam drei Kinder und freut sich heute auch über die vier Enkelkinder, die viel bei den Großeltern sind, sowie über den funktionierenden Familienzusammenhalt.

Karl-Heinz Finkbeiner wurde zwar in Halle /Saale geboren, kam jedoch als Säugling in die Donaustadt. Der 81 Jährige machte bei „Feuchter Farben“ eine Ausbildung zum Farbenkaufmann, dann folgte der verlängerte Wehrdienst, aus dem Finkbeiner mit einer Abfindung von 1.854 DM ausschied. Mit diesem Geld gründete er 1964 den Getränkehandel Finkbeiner. “Mein Startkapital“, sagt er heute, denn damit konnte er seine ersten 40 Kunden beliefern, Bundeswehr-Angehörige, die er schon nebenbei zuvor als Verkäufer auf Provisionsbasis bedient hatte. War es zunächst der  Getränke-Heimdienst in Garagen im Örlinger Tal, so folgte fünf Jahre später die Eröffnung des ersten Ulmer Getränkemarktes als Grundstock für die heutige grundsolide nach schwäbischen Werten familiengeführte Fachmarktkette, die seit 2021 von Sohn Karl-Heinz jun. geleitet wird. Dennoch arbeiten die beiden Senioren weiter mit, da wo sie gerade gebraucht werden. Ingeborg ist durch und durch eine Power-Geschäftsfrau, die die Firma nach vorne trieb und sich für nichts zu schade war. Sie war es, die etlichen Mitarbeitern bei der Ordnung von finanziellen Schwierigkeiten half und erfolgreich Gläubigergespräche führte und das heute noch tut.  Genauso bodenständig ist Ehemann Karl-Heinz, der immer noch gerne LKW’s fährt, auch 40 Tonner. Drei Millionen Kilometer hat er inzwischen zurückgelegt. Früher holte er damit bis in Flensburg Getränke ab, oftmals war sein Sohn mit an Bord, der ihn gerne schon als Kleinkind begleitete. In den Urlaub reiste die Familie mit dem Wohnwagen. Karl-Heinz war in der Jugendzeit als Mittelstürmer für den SSV auf dem Fußballplatz aktiv, später spielte er mit Ehefrau Ingeborg in Elchingen Tennis und sammelt heute Oldtimer.

Autor: Roland Schütter
Fotograf: Matthias Kessler