03.04.2020
70.000 Euro für die Ärmsten!
Geschlossene Tafelläden der Region Ulm können dank großzügiger Leser Gutscheine an Bedürftige geben. Aufruf der Aktion 100 000 gilt weiter. Von Karin Mitschang
Euphorisch zeigte sich am Mittwoch Karl Bacherle in Senden bei der Übergabe von Einkaufsgutscheinen an Tafelläden im Kreis Neu-Ulm. „Das ist ein schönes Signal vor Ostern, dass wir für die Ärmsten so schnell etwas ins Laufen bringen“, sagte der Leiter der Aktion 100 000 der SÜDWEST PRESSE. Vergangene Woche hatte er den Spendenaufruf veröffentlicht, worauf bereits 70 000 Euro für zehn Tafelläden in Ulm und den Landkreisen Alb-Donau und Neu-Ulm gespendet wurden. Der stellvertretende Sendener Bürgermeister Josef Ölberger bedankte sich für das Engagement und steuerte seitens der Aktion „Senden hilft“ weitere 5000 Euro für den Sendener Tafelladen bei. Dafür bedankte sich Wolfgang Esser seitens des Trägers, des Bürgervereins Unteres Illertal Senden. „Die Aktion ,Heart for life’ hat außerdem eine Palette an Suppenprodukten gespendet“, verkündete Ölberger. Und Karl Bacherle richtete von Bürgermeister Wolfgang Fendt aus, dass auch die Gemeinde Weißenhorn sich noch an der Spendenaktion beteiligen werde. Der Hintergrund der Aktion: Seit gut zwei Wochen sind die Tafelläden wegen des Coronavirus geschlossen, und Verteilungen wurden eingestellt. Die Kunden sollen geschützt werden, aber auch die Freiwilligen-Teams, die etwa im Fall von Senden und Weißenhorn ausschließlich aus älteren Menschen bestehen. Und die gehören zu den Risikogruppen, für die eine Erkrankung mit dem neuen Virus besonders häufig tödlich verläuft. Damit die bedürftigen Menschen sich weiter mit dem Nötigsten eindecken können, wurden vom Spendengeld 20-Euro-Gutscheine für Supermärkte – je pro Person im Haushalt – unter anderem für die Kunden der Tafelläden in Neu-Ulm, Senden, Illertissen und Weißenhorn eingekauft. „Wir rechnen mit immer mehr Bedürftigen in den nächsten Wochen aufgrund der wirtschaftlichen Situation“, sagte Heidi Strikinac vom Weißenhorner Tafelladen. „Wir bekommen täglich Anrufe mit der Frage, wie lange die Schließung noch dauert“, berichtete Ursula Hammer vom Sendener Tafelladen. Darauf gebe es im Moment noch keine Antwort. Manchmal müsse ganz dringend geholfen werden. So habe sie Josef Ölberger eine siebenköpfige Familie vermittelt, die sofortige Hilfe benötigt habe, aber noch keinen Berechtigungsschein für den Tafelladen hat. Der stellvertretende Bürgermeister habe unbürokratisch geholfen. „Die Frau kannte ich, sie war früher schon mal Kundin“, erzählte Hammer. Nachdem der Ehemann Arbeit fand, mussten die beiden nicht mehr im Tafelladen einkaufen, doch nun sei dieser wieder arbeitslos. „Die Kinder weinten vor Hunger, das habe ich auch am Telefon gehört, die Lage war angespannt“, sagte Hammer. Verteilung ab Mittwoch In Neu-Ulm und Weißenhorn starten die Tafelläden – hier ist das Bayerische Rote Kreuz Träger – am Mittwoch wieder mit der Verteilung von Tüten für zwei Euro mit Lebensmitteln und weiteren Artikeln: Sie werden wöchentlich unter Einhaltung von Abstandsregeln an Bedürftige abgegeben. Berechtigungsscheine – sofern noch nicht vorhanden – sind bei den Gemeinden zu beantragen. Die Stadt Neu-Ulm hat die Mensa der alten FH (Steubenstraße) zur Verfügung gestellt, wie OB Gerold Noerenberg informiert. Dort findet die Verteilung mittwochs zwischen 13 und 15 Uhr statt, in Weißenhorn – ebenfalls mittwochs – in der Halle der Grundschule, allerdings von 15.30 bis 17 Uhr. Mit den Tüten gibt es dann auch die Gutscheine aus der Spendenaktion. In Senden werden die Gutscheine zugestellt. Ursula Hammer: „Wir hätten zwar jede Menge junge Freiwillige, die eine Verteilung übernehmen würden, aber auch sie müssen geschützt werden.“
Wohin spenden, wo Hilfe holen? Bankdaten Überweisungen sind möglich an die Aktion 100 000 unter Stichwort „Tafelladen“. Spendenkonten: Volksbank Ulm-Biberach (IBAN: DE 7963 0901 0000 0236 4018) und Sparkasse Ulm (IBAN: DE 4763 0500 0000 0010 0003); Spendenbescheinigung ab 201 Euro von der Aktion; bitte komplette Anschrift hinterlegen. Ansonsten gilt der Überweisungsträger bis 200 Euro als Zuwendungsbescheinigung beim Finanzamt. Bitte melden: Wer im Bereich Senden wohnt und Hilfe anbietet oder braucht, meldet sich bei der Stadt oder unter Tel. (07307) 945 10 30 beim Koordinierungsbüro für Bürgerschaftliches Engagement (Freiwilligenagentur). Erreichbarkeit der Tafelläden: Tel. (0731) 97 52 70 für den Bereich Senden, im Raum Weißenhorn Tel. (07309) 33 33.
Wir sagen unseren Lesern und allen Spendern HERZLICHEN DANK FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!
Bleiben Sie gesund!