02.02.2016

Schwäbische Sprachkapriolen beim Büttenabend in Neu-Ulm

Närrisches Outfit, Gereimtes mit Musik, dreimal Tätäääh - und fertig ist ein gelungener Büttenabend: Die Abende im Barfüßer zugunsten der Aktion 100.000 zeigten neue Gesichter und waren ein riesiger Erfolg.

Der Tusch gehört zu den Büttenreden wie kein anderer Karnevalssound. „Und er ist eine Kunst für sich“, sagt Wolfgang Moser, der am Wochenende im Barfüßer das Tätäääh-Knöpfchen zwischen den Büttenreden drückte. Früher, erzählt der Event-Agenturchef, habe er die Manuskripte vorgelegt bekommen, in denen die Sirenen des rheinischen Frohsinns mit eingeplant waren. Heute muss er selber entscheiden, wann eine peinliche Pause überspielt werden soll oder der Tusch Ausdruck der allgemeinen Heiterkeit ist. „Einmal Tätäääh kann viel bedeuten, zweimal heißt sehr guter Gag, dreimal spitze.“

Fast ausschließlich hörte man am Wochenende in der Hausbrauerei in Neu-Ulm den dreifachen Tusch, als dort bereits zum 18. Mal verschiedene Büttenredner den Gästen das Lachen lehrten. Wie gewohnt war es kein geringerer als der Hausherr Ebbo Riedmüller, der dem Publikum einheizte, regelmäßig überlässt er seine Gaststätte samt Essen und Getränken der Aktion 100.000 und Ulmer helft. Noch vor dem eigentlichen Programm sorgte er mit Schunkelrunden und „Humba Täterä“ für bombastische Stimmung. Dann brachten hintergründiger schwäbischer Humor und zahlreiche Gags schnell auch Lachmuskel-Stimmung in den Saal.

Mit „Herr Doktor, ich habe einen Geldschein verschluckt, aber auf dem Klo kommt nur Kleingeld raus“ – „Klar, Sie sind ja auch in den Wechseljahren“, brachte die jüngste der Büttenrednerinnen ein vielfältiges Repertoire an Doktorwitzen auf die Bühne: „Herr Doktor, ich kann mich einfach nicht entscheiden: die komplizierte Operation oder doch einfach sterben“ – „Mit ein bisschen Glück schaffen wir beides.“

Tätäääh, tätäääh.

Bei der Bütt hilft ihr traditionell ihr Vater, sagt Miriam Eichhorn, die aus der Söflinger Büttenredner-Dynastie der Eichhorns stammt, ihr Opa war der „Gärtner Zwiebele“. Um die vier Wochen studiert sie dann eine Bütt ein, erzählte die Achtklässlerin, die ihre Bütt wie eine der Großen bereits zum dritten Mal im Barfüßer zum Besten gab.

Anschließend berichtete am Pult „die Ortschaftsrätin“ Brunhilde Felk unter Gelächter von einem Ausflug in die „große Stadt“, bei der sie auch einem Exhibitionisten begegnet seien: „Machen Sie mal ihren Mantel zu“, habe sie zu ihm gesagt, „wir haben im Krieg schon genug Elend gesehen.“

Nach der „Oma aus Langenau“, alias Petra Häussler, die sich schon übermäßig auf diesen Abend gefreut hatte, „um von ihrem Otto daheim weg zu kommen“, stand erstmals Julia Götz als „Frau des Fußballfans“ zur Bütt bereit. Noch bevor ihr Vater Achim als „Oberelchinger Wegmacher“ die schwäbische Sparsamkeit durch die Erfindung des Kupferdrahts erklärte („Ein Schwabe, der einen Pfennig zu lange in seinen Fingern drehte“), bediente die 23-Jährige, die sonst als Hexe bei der Karnevalsgesellschaft der „Greane Krapfa“ die Fasnacht verbringt, alle Klischees, die mit Frauen und Fußball in Verbindung gebracht werden.

Es war die Creme de la creme der regionalen Büttenredner, die zugunsten der Aktion 100.000 und Ulmer helft bis weit nach Mitternacht am Freitag und nochmal Samstag das Publikum begeisterte. Zum Brüllen waren auch die Sprachkapriolen von Maria Breitinger, dem „Schwäbischen Original“, die mit Sprüchen wie: „Wie mein Mann mich rumgekriegt hat? – Er hat einen Eimer Wasser über mich geschüttet und gesagt: Jetzt aber raus aus den nassen Klamotten“ für regelmäßige Dreier-Tusche sorgte. „Das war wahnsinnig“, sagte sie danach, denn auch sie erlebte das erste Mal diesen Büttenabend.

Dieser endete dann mit den „D’Seflinger“, einem Musikkabarett bestehend aus Reinhold Eichhorn, Otto Schempp, Hansjörg Anger und Erwin Schmid. „Fernsehreif“ kommentierte Ebbo Riedmüller den Auftritt der vier Männer, die nicht nur ein rührendes Abschiedslied für den scheidenden OB sangen, sondern eine Willkommenshymne für Gunter Czisch anstimmten. Neben der Wahl, der Wilhelmsburg und der neuen Straßenbahnlinie, die sie witzig und musikalisch verarbeiteten, gebührte ihnen der Schlusssong des Abends, bevor das Publikum sich noch selber feierte und in erneute Schunkelrunden verfiel: „Adios liebe Freunde, einmal muss der Abend ja zu Ende gehen; bis zur nächsten Fasnacht, haben wir uns was Neues für euch ausgedacht.“